Environmental Social Governance als Faktor für die Risikominmierung
Bei Aryza verfolgen wir einen ganzheitlichen ESG-Rahmen (Environmental, Social and Governance), der sich an den Zielen für nachhaltige Entwicklung der UN orientiert. Wir verpflichten uns, einen positiven Einfluss auf unseren Arbeitsplatz, die Umwelt, die Unternehmensführung und den Markt zu haben.
Erik Mundinger, Sustainability Manager bei der UmweltBank, über die Herausforderungen, ESG zu implementieren
Welche ESG-Maßnahmen sind für die UmweltBank besonders wichtig?Erik Mundinger Bei der UmweltBank stehen nicht einzelne ESG-Maßnahmen im Fokus. Vielmehr betrachten wir Nachhaltigkeit im Unternehmen ganzheitlich. Denn Nachhaltigkeit geht weit darüber hinaus, beispielweise grünen Strom zu beziehen oder sparsam mit Druckerpapier umzugehen. ESG gehört ins Kerngeschäft – davon sind wir seit unserer Gründung vor 25 Jahren überzeugt. Bei der UmweltBank betrifft das insbesondere die Kreditvergabe, aber auch eigene Investments sowie das Wertpapiergeschäft. Alle diese Geschäftsbereiche werden anhand von strengen Nachhaltigkeitskriterien überprüft.
Wie kann man sich diese Prüfung vorstellen? Erik Mundinger Das lässt sich wunderbar am Beispiel einer Baufinanzierung darstellen. Zunächst einmal prüfen wir generell, ob das Projekt im Einklang mit unseren Positiv- und Ausschlusskriterien ist. Als nächstes fordern wir mit einem Fragebogen umfangreiche Informationen zur Nachhaltigkeit des Projekts an. Diese Daten fließen in unser ‚Umweltrating Baufinanzierung‘ ein, welches wir gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen entwickelt haben. Damit bewerten wir ökologische sowie soziale Kriterien des Projekts – von der Energieeffizienz, über die Einbindung von erneuerbaren Energien bis zur Barrierefreiheit. Das Erreichen einer von drei Bonitätsklassen ist Voraussetzung für eine Finanzierungszusage. Dabei gilt: Je nachhaltiger das Projekt, desto günstiger der Zins.
Wie weit sind Sie mit der Umsetzung? Welche Schritte müssen noch getan werden? Erik Mundinger Der Begriff Nachhaltigkeit ist stets im Wandel. Daher entwickeln auch wir uns in diesem Bereich stets weiter, wobei wir natürlich Vorreiter sein wollen. Grundsätzlich sind wir bei der UmweltBank – das impliziert ja schon unser Firmenname – sehr nachhaltig aufgestellt. Es ist natürlich von Vorteil für uns, dass wir seit Gründung vor 25 Jahren Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie verankert haben. Das zieht sich durch das ganze Unternehmen – von Kerngeschäft über Personalpolitik bis zur Büroausstattung. Im Gegensatz zu vielen anderen Banken haben wir dadurch auch keine Altlasten in unserer Bilanz, wie beispielsweise Kredite für Rüstungsfirmen, Kohlekraftwerke oder Tiermastanlagen.
Viele Unternehmen klagen, dass die EU-Taxonomie die Umsetzung erschwert.Erik Mundinger Zunächst einmal finden wir es bedauerlich, dass auch Erdgas und Atomkraft nach der EU-Taxonomie als nachhaltig gelten. Wir bei der UmweltBank sehen das anders und werden diese Geschäftsbereiche auch zukünftig konsequent ausschließen. Daneben sehen wir große Herausforderungen insbesondere bei den Prozessen und dem Berichtswesen. Die Wirkungsmessung der Daten ist teilweise sehr schwierig, hier wird von den Unternehmen sehr viel gefordert. Teilweise fehlt aber schlicht und einfach das Datenmaterial: Ob eine Kita, für die wir eine Immobilienfinanzierung umsetzen, die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens erfüllt, ist teilweise sehr schwer herauszufinden.
Oft wird beklagt, dass bei der Umsetzung von ESG das „E“ im Fokus steht – was tut die Umweltbank in den Bereichen „S“ und „G“?Erik Mundinger Wir haben auch das Thema soziale Taxonomie auf dem Schirm. In unser bereits erwähntes UmweltRating fließen auch soziale Kriterien zur späteren Nutzung der Immobilie ein. Wir bewerten zum Beispiel positiv, wenn Immobilien zu mietvergünstigten Preisen angeboten werden.
Was das „G“ für Governance angeht: das ist für uns ohnehin die Basis, ohne die der Rest nicht funktionieren kann.
Unternehmen dürfen ihre Maßnahmen für nachhaltiges Wirtschaften nicht mehr einzig werbewirksam auf Websites setzen oder auf Etiketten drucken. Sie müssen feste Kriterien erfüllen und sich daran messen und bewerten lassen. Die ESG-Verordnungen der EU sowie das in Deutschland ab 2023 geltende Lieferkettengesetz verstärken den Handlungsdruck.
ESG ist ein absolutes Top-Thema. Die Finanzinstitute stehen inzwischen auch von Investorenseite stärker unter Druck, sich darum zu kümmern. Nachhaltige Produkte sind auch von Kundenseite ein absoluter Megatrend, insbesondere in den jüngeren Zielgruppen. Die Herausforderung ist, ESG noch messbarer zu machen.
ESG-Kriterien werden im Unternehmenssektor immer wichtiger, auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Haftungsfragen. ESG-Fragen werden in Zukunft immer häufiger gestellt werden und zunehmend auch kleinere Unternehmen betreffen. In Belgien veröffentlichen bereits 1.000 Unternehmen ihre ESG-Ergebnisse, was durch eine EU-Richtlinie bereits verbindlich vorgeschrieben ist. Aus meiner Sicht ist das „E" in ESG der wichtigste neue Faktor. Was das „S" für Soziales angeht: In einem angespannten Arbeitsmarkt sollten Unternehmen aus Eigeninteresse dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter zufrieden sind.
Banken brauchen eine gute ESG-Strategie, die nicht nur Kosten sondern auch Chancen im Blick hat. Die konsequente Umsetzung der regulatorischen Anforderungen, die Einführung von nachhaltigen Produkten und mehr Transparenz gegenüber Kunden und Investoren sind die wesentlichen Erfolgsfaktoren.
Gesetzliche Auflagen setzen Unternehmen zunehmend unter Druck, ESG-Risiken in ihre Risikomanagement-Systeme zu integrieren. Dabei stoßen Unternehmen bei der Umsetzung auf vielfältige fachliche und kulturelle Herausforderungen. Diese ganzheitliche Betrachtung von ESG-Risiken stärkt mittelfristig die Zukunftsfähigkeit jedes Unternehmens.
ESG ist sowohl Belastung, als auch Herausforderung. Der Druck insbesondere auf Mittelständler, in der aktuellen ohnehin angespannten Situation ESG, aber auch ab dem 1.1.2023 das Lieferkettensorgfalts-pflichtengesetz umzusetzen, wird groß sein. Gerade Banken und Mittelstandsfinanzierer achten auf ein „grünes“ Portfolio. Im Zweifel bekommen Unternehmen so keine Kreditzusage mehr.